Kuratorin

„Meine Entscheidung für Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl liegt in der Aktualität und Brisanz ihrer Themen begründet, die sie in sinnlichen Arbeiten breitenwirksam verhandeln. Ihre von vielfältigen Verschränkungen zwischen Kunst, Performance, Design, Mode und Architektur geprägten Werke thematisieren aktuelle Diskurse, die international rezipiert werden.“

Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl treten sowohl in Einzelprojekten als auch als Künstler*innenduo in Erscheinung. Zuletzt präsentierten die beiden Künstler*innen fulminante raumgreifende Installationen bei der Biennale in Lyon und im Kunsthaus Bregenz. 2023 sind sie zu einer Einzelausstellung im Palais de Tokyo in Paris eingeladen.

Vom Dandy über den Camp bis zum Bohemian, von der schillernden Selbstinszenierung bis zum einsam-introvertierten Romantiker: Spätestens seit der Erfindung der Moderne bedienen Künstler*innen immer auch eine Rolle im Betriebssystem Kunst. Diese gesellschaftlichen Rollenzuschreibungen sind immer auch an Geschlecht, sexueller Orientierung, Hautfarbe und Status festgemacht.

Innerhalb des Koordinatensystems dieses mit ersehnten wie erzwungenen Identitäten operierenden Konstrukts schlagen Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl ihre Bühne auf, unterminieren es – und proben ihr eigenes Stück, indem sie Systeme durcheinanderbringen und Hybride produzieren, die sich mit der Identität von Stilen, Medien, Materialität und Strömungen in der Kunst- und Designgeschichte auseinandersetzen.

Dabei wollen die Künstler*innen ihre Arbeiten nicht als Belehrungen verstehen, sondern als sinnlich lustvolle Einladungen, gemeinsam mit den Besucher*innen utopische Sphären zu betreten und Alternativen vorstellbar zu machen. Ihr Zugang ist fern jeder moralisch didaktischen Überlegenheit. Es entstehen raumübergreifende multimediale Installationen, die bis in den Alltag und den virtuellen Raum hineinreichen.



Karola Kraus studierte Kunstgeschichte, neuere deutsche Literatur und klassische Archäologie. Nach dem Abschluss des Studiums leitete sie den nichtkommerziellen Kunstraum Daxer und arbeitete an verschiedenen internationalen Ausstellungsprojekten mit, unter anderem betreute sie für Katharina Sieverding den Beitrag im Deutschen Pavillon der 47. Internationalen Kunstausstellung La Biennale di Venezia 1997. Von 1999 bis 2006 war sie Direktorin des Kunstvereins Braunschweig, danach der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden. Karola Kraus erhielt Lehraufträge von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und nahm an zahlreichen staatlichen und privaten Jurysitzungen teil. Im Oktober 2010 übernahm sie die Direktion des mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien. Sie ist Vizepräsidentin der Roswitha Haftmann Stiftung, die der Auszeichnung hervorragender Leistungen auf dem Gebiet der bildenden Kunst dient und den höchstdotierten Kunstpreis Europas vergibt.